News4. Juni 2025 Cineman Redaktion 6w5b1j
Green Consultants: Wie nachhaltig kann Kino sein? – 50 Shades of Grün 1q4x4u

Ist die Zukunft des nachhaltigen Kinos weiblich? 2007 gründeten drei Frauen aus der Producers Guild of America – dem US-Verband für Produzentinnen und Produzenten aus Film, TV und digitalen Medien – das «Green Committee». Drei Jahre später folgte der «Green Production Guide»: ein praktisches Werkzeug für umweltfreundlichere Filmproduktionen, unterstützt von Branchengrössen wie Disney, HBO oder 20th Century Fox. Der Guide bietet unter anderem einen CO₂-Rechner, ein Verzeichnis nachhaltiger Dienstleister und eine Liste mit Empfehlungen für einen verantwortungsbewussteren Produktionsalltag.
von Laurine Chiarini; übersetzt aus dem Französischen
Europa folgte 2017 mit dem Projekt «Green Screen». Fünf Jahre lang wurde daran gearbeitet, mehr Nachhaltigkeit in die Filmbranche zu bringen – gemeinsam mit acht Partnerorganisationen aus ganz Europa, etwa aus London, Paris, Spanien und der Slowakei. Parallel dazu entstanden Umweltzertifizierungen wie das «albert»-Label der britischen Filmakademie BAFTA oder die italienische «Green Film»-Zertifizierung, die inzwischen europaweit Anwendung findet.
Auch in der Schweiz nimmt das Thema Fahrt auf – vor allem dank engagierter Frauen. 2024 wurde die Initiative AVF (Action Film Vert) gegründet: ein Netzwerk für nachhaltigen Film und eine umweltbewusste Kulturszene. Ziel ist es, gute Rahmenbedingungen für eine grünere Branche zu schaffen und alle Beteiligten – von der Drehbuchentwicklung bis zur Postproduktion – aktiv einzubeziehen. Dabei geht es nicht nur um Umweltschutz, sondern auch um soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Verantwortung. AVF vermittelt zudem zertifizierte Green Consultants aus allen Regionen der Schweiz.

Seit 2023 bietet die Hochschule Luzern ein CAS (Certificate of Advanced Studies) zum Thema Nachhaltigkeit im Film an – speziell für Fachleute aus der Branche. Auch FOCAL, die Weiterbildungsstiftung mit Sitz in Bern, organisiert regelmässig Schulungen und Konferenzen – nicht nur für Filmteams, sondern auch für Festivalleitungen. Einige Schweizer Festivals, etwa in Zürich oder Locarno, erstellen inzwischen umfassende Nachhaltigkeitsberichte, um ihren CO₂-Ausstoss messbar zu machen und Verbesserungen gezielt anzugehen. Diese Initiativen orientieren sich an den ESG-Kriterien: Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung.
Ab 2026 werden Filmproduktionen in der Schweiz ab einem bestimmten Budget verpflichtet, ihre Umweltbilanz zu erfassen: ab 800’000 Franken bei Dokumentarfilmen und ab 2 Millionen bei Spielfilmen. Zudem wird auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz im Produktionsprozess bilanziert. Damit rückt ein weiterer Aspekt ins Blickfeld – neben den üblichen Emissionsquellen wie Transport (vor allem in der Produktions- und Promotionsphase), Energieverbrauch, Materialien für Kostüme und Kulissen sowie Abfallmanagement, auch beim Catering.
Die Schweiz steht in Sachen Recycling und Abfalltrennung zwar gut da und nutzt bei Dreharbeiten oft das lokale Stromnetz statt umweltschädlicher Generatoren – was in vielen Ländern noch Standard ist. Doch der kleine Arbeitsmarkt und die starke internationale Vernetzung führen dazu, dass viele Profis im Ausland drehen, was zusätzliche Reisen bedeutet. Nachhaltige Alternativen wie LED-Beleuchtung, regionale und saisonale Verpflegung oder wiederverwendbare Kulissen sind hilfreich – doch das Umdenken in der Branche und beim Publikum braucht Zeit. Der Wille ist da. Der Wandel hat begonnen. Aber er verlangt Geduld, Aufklärung – und viele kleine Schritte.
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